Geteiltes Leid ist halbes Leid - Wie eine Zecke Evelyns Weg bestimmt

Geteiltes Leid ist halbes Leid - Wie eine Zecke Evelyns Weg bestimmt
08.08.2014

Eigentlich geht es ihr wieder gut. Sie arbeitet wieder, hat Spaß am Leben. Die Gastronomin redet flüssig, lacht viel und ist voller Tatendrang. Doch am 1. Juli 2006 beginnt für die Mittvierzigerin ein Kampf, der bis heute Ihr Leben begleitet.

Ein einziger Zeckenstich reißt sie heraus aus ihrem Alltag und macht es ihr schwer wieder zurück zu kehren. An diesem Tag ist Evelyn weit davon entfernt auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ihr Leben könnte eine unerwartende Wende nehmen.

Sie geht wie so oft mit ihrem Hund spazieren, alles scheint normal und auch als sie abends an ihrer Wade eine Zecke entdeckt, denkt sie sich nichts dabei. Sie entfernt das winzige Insekt und geht ihrem Alltag nach. Dass dieser Biss Folgen hat, zeigt sich jedoch erst Wochen später. Zunächst von starken Kopfschmerzen geplagt, landet Evelyn schließlich an beiden Beinen gelähmt und unfähig zu sprechen auf der Intensivstation des nächstgelegenen Krankenhauses.

Da erst wird klar: FSME. Für Evelyn bleibt die Zeit stehen. Sie sieht die Welt um sich herum, sieht wie sie sich weiter dreht, nur sie selbst dreht sich nicht mehr, scheint im Stillstand. „Die FSME war vorher für mich immer nur ein Wort und ganz weit weg. Dass es Impfungen gibt habe ich gewusst. Doch mehr für Jäger und Waldarbeiter, doch nicht für mich...“ Es folgen 14 Tage Klinik- mit anschließendem Rehaaufenthalt. Doch Evelyn bricht ab. Nach zwei Tagen verlässt sie die Rehaklinik, hält es nicht mehr aus. „Ich wollte nur nach hause. Dachte das geht auch anders.“ Für die selbstständige Unternehmerin beginnt nun ein Kampf, den sie, weit weg von Kliniken und Krankenhausbetten, über Jahre kämpft.

Physiotherapie und Reiki helfen ihr zwar zurück in den Alltag, doch immer wieder bekommt sie die Krankheit zu spüren. Ermüdungserscheinungen und eine regelmäßig wiederkehrende Migräne erinnern bis heute an die damalige Zeit und an die eine Zecke, die alles verursachte.

Sicher ist Evelyn eine derjenigen, die noch einmal Glück hatten. Die Lähmungen sind verschwunden und sprechen kann sie auch wieder, aber vergessen kann sie deshalb nicht. Und ganz im Gegenteil, gerade jetzt will sie sich erinnern und zurück denken. Denn seit März nutzt sie ihr Wissen und die Erfahrungen die sie gemacht hat ganz
bewusst. Als Vorsitzende des FSME-Netzwerk Deutschland e.V. setzt sich nämlich für eine bessere Aufklärung ein, baut Brücken zu Experten und Ärzten und steht anderen Betroffenen zur Seite.

„Ein Teil des FSME Netzwerkes zu sein hat für mich eine große persönliche Bedeutung. Ich darf und kann helfen und meine Erfahrungen weitergeben.“ Und so verkehrt sich Negatives in Positives und Unterbewusstes in Bewusstes, um Leid zu teilen und Ängste zu besiegen.

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