FSME

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis

Die durch einen Zeckenstich ausgelöste FSME stellt die Medizin immer wieder vor ein Rätsel. Ist sie einmal ausgebrochen, so kann sie niemand mehr stoppen. Warum sie bei manchen schlimmer und bei anderen weniger schlimm verläuft, ist noch unklar.

Übertragung

Die Übertragung der Frühsommer Meningoenzephalitis (FSME) auf den Menschen erfolgt in Europa im Wesentlichen durch infizierte Zecken. Besonders häufig lässt sich das Auftreten der Krankheit im Frühjahr und im frühen Sommer beobachten. Allerdings werden die Virus tragenden Zecken ab einer Außentemperatur von sieben Grad Celsius aktiv und daher ist es falsch zu glauben, dass die Gefahr an FSME zu erkranken ausschließlich auf die Frühlings- und Sommermonate beschränkt ist. An milden Herbst- und Wintertagen ist das Infektionsrisiko nicht geringer als im frühen Sommer. Sowohl die Lyme- Borelliose, als auch die FSME, können durch die nach dem Einstich stattfindende Speichelübertragung der infizierten Zecke auf den Wirt ausgelöst werden. Die auf diese Weise in die Blutbahn gelangten FSME- Viren lösen die bis heute nicht behandelbare FSME- Erkrankung aus. Grundsätzlich kann das FSME- Virus in jedem Entwicklungsstadium der Zecke übertragen werden. Bereits die frisch geschlüpfte Blut saugende Larve kann das Virus verbreiten. Die Chance, dass eine Zecke das FSME Virus in sich trägt, steigt mit jeder Blutmahlzeit. Eine Virusübertragung durch Nymphen oder geschlechtsreife Zecken, die bereits eine oder mehrere Blutmahlzeiten zu sich genommen haben, ist also wahrscheinlicher.

In der Regel gelangen Zecken auf einen Wirt indem sie sich von diesem abstreifen lassen. Dazu begeben sich die kleinen Blutsauger in eine günstige Position, in der sie verharren, bis sich ein Wirtskontakt ergibt. Dann, binnen Bruchteilen von Sekunden, gelangt die Zecke auf ihr Opfer. Stundenlang sucht sie dort nach einer geeigneten Einstichstelle. Ist diese erst gefunden, erfolgt der Einstich und die Speichelübertragung, die verheerende Folgen für den Wirt mit sich bringen kann. Daher sollten fest gesogene Zecken so schnell wie möglich fachmännisch entfernt werden. Das heißt, die Zecke muss möglichst nah am Kopf, mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange gegriffen und aus der Haut des Wirts gezogen werden. So kann insbesondere das Risiko einer Borrelien- Infektion minimiert werden.

Symptomatik

FSME Risikogebiete breiten sich nicht nur innerhalb Deutschlands sondern europaweit aus. Galt vor einigen Jahren noch insbesondere der Südosten Europas als gefährdet, so muss das Gebiet heute stark erweitert werden. Die Zahl der FSME- Erkrankungen wird in Europa auf 10.000 bis 12.000 klinische Fälle pro Jahr geschätzt, jedoch ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. In dieser Zahl spiegelt sich auch wider, dass zentraleuropäische Länder, wie Österreich und Deutschland, mit FSME- tragenden Zecken zu Kämpfen haben. Während es in Österreich durch massive Impfmaßnahmen gelungen ist das Auftreten von FSME- Erkrankungen erheblich einzudämmen, sind in Deutschland nicht mehr als geschätzte 10 bis 30% der Bevölkerung gegen die gefährliche Erkrankung geschützt. Die geringe Impfrate und die damit einhergehenden Krankheitszahlen erklären sich nicht zu letzt durch ein mangelndes Gefahrenverständnis innerhalb der Bevölkerung.

Die einzig sichere Schutzmaßnahme vor einer FSME- Erkrankung ist allerdings die Impfung. Für einen langjährigen Schutz ist eine Grundimmunisierung notwendig, die aus drei Impfungen besteht. Dabei gibt es die Möglichkeit eines Langzeit- oder eines Schnellschemas. Das Schnellschema sieht die drei Impfungen innerhalb von 3 Wochen vor, die drei Impfungen beim Langzeitschema hingegen erfolgen über ein Jahr verteilt in verschiedenen monatlichen Abständen. Bei beiden Schemas sollte der Impfschutz allerdings regelmäßig wieder aufgefrischt werden. In der Regel werden Impfungen gut vertragen. Daher rät die Ständige Impfkommission des Robert Koch Instituts (STIKO) Menschen in Risiko- und Hochrisikogebieten zur Schutzimpfung. Impfempfehlungen werden ebenfalls für in Risikogebiete- Reisende oder beruflich Gefährdete (wie zum Beispiel Forstarbeiter und Jäger) ausgesprochen. Oftmals fehlt ein Bewusstsein darüber, dass es außer der Impfung keine Schutzmaßnahmen gegen Zeckenstiche gibt. Zusätzlich kursieren viele Gerüchte um die kleinen Spinnentiere und darum, wie man sich angeblich vor ihnen schützen kann. Die wohl am weitesten verbreitete Fehlinformation lautet, dass sich Zecken von Bäumen fallen lassen. Die bevorzugten Lebensräume der kleinen Blutsauger sind Wälder, hohes Gras, Gebüsche und loses Laub. Äußerst selten sind sie dagegen oberhalb von einem Meter Höhe zu finden. Ebenso falsch ist es zu anzunehmen, dass das Tragen von langer Kleidung vor Zeckenstichen schützt. Zecken, die durch lange Kleidung von einem direkten Hautkontakt abgehalten werden sollen, haben kein Problem damit in der Kleidung des potentiellen Wirts zu überleben. Sollte eine Zecke also erst einmal auf die Kleidung eines Opfers gelangt sein, so kann der Einstich erst Stunden nach dem ersten Kontakt stattfinden. Selbst durch das Waschen der Kleidung kann man nicht davon ausgehen die unerwünschten Tiere in den Textilien zu töten. Die robusten Spinnentiere überleben Waschtemperaturen von bis zu 40 Grad und erst bei Waschgängen ab 70 Grad kann man sicher sein, sich der unerwünschten Zecken entledigt zu haben.

Besonders trügerisch ist die Annahme, dass man sich durch das Meiden von Waldgebieten und hohem Gras vor einer möglichen FSME- Erkrankung schützen kann. Zecken sind sehr weit verbreitet und in vielen Gärten und Stadtparks zuhause. Neben den Ausbreitungsgebieten hat auch die Durchseuchung der Zecken in Deutschland stark zugenommen. Gingen Experten in der Vergangenheit noch davon aus, dass nur jede tausendste Zecke Träger des tückischen Virus war, so muss diese Zahl heute erheblich nach oben korrigiert werden. Es wurde erschreckenderweise festgestellt, dass heutzutage circa 10 % der ausgewachsenen Zecken und 7 % der Nymphen mit dem FSME- Virus infiziert sind- und nur ein kurzer Kontakt mit dem winzigen Tier kann ausreichen, um sich mit der unheilbaren FSME zu infizieren.

Risikogebiete und Fallzahlen

FSME- Virus übertragende Zecken kommen in vielen europäischen Ländern und in Asien vor. Große Bedeutung hat die FSME unter anderem in Deutschland, mittlerweile gehören hier mehr als 130 Landkreise zu den FSME- Risikogebieten. Wesentliche Verbreitungsgebiete in Deutschland liegen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland- Pfalz und Thüringen. Diese wurden vom Robert- Koch- Institut als offizielle FSME- Risikogebiete identifiziert. Doch auch in Brandenburg, Mecklenburg- Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen, Sachsen und Sachsen- Anhalt sind vereinzelt FSME- Fälle registriert.

Durch die globale Erwärmung entstehen in Mittel- und Norddeutschland immer bessere Lebensbedingungen für Zecken. Demzufolge ist auch die Anzahl der an FSME erkrankten Menschen in den letzten Jahren rapide gestiegen. In Deutschland sind die FSME- Fallzahlen im letzten Jahr (2008) im Vergleich zum Vorjahr von 238 Erkrankungen auf 287 gestiegen. Das macht eine Steigerung von ungefähr 20 %. Sogar eine Übertragung des Virus in mehr als 1.500 m Höhe über den Meeresspiegel wurde im letzten Jahr gemeldet.

Nach Schätzungen des Robert Koch Instituts leiden in Deutschland jährlich mindestens 60.000 Menschen an durch Zeckenstiche ausgelösten Krankheiten.

Neben der unberechenbar verlaufenden FSME wird auch die weniger gefährliche Lyme- Borelliose durch Zeckenstiche übertragen. Hierbei handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung, die wesentlich häufiger als die FSME auftritt. Während die Lyme- Borelliose mit Antibiotika behandelt werden kann, lassen sich bei der durch Viren ausgelösten FSME- Erkrankung nur Krankheitssymptome wie Fieber und Schmerzen eindämmen. In einigen Gebieten können sogar bis zu 50 Prozent der Zecken die Lyme- Borelliose Erreger, genannt Borellia burgdorferi, übertragen.

Mitglied werden

Sie möchten Mitglied in unserem Verein werden? Laden Sie einfach dieses Formular und schicken Sie es uns ausgefüllt zu.

Mitgliedsformular

News

Prof. Dr Frank Erbguth neues Ehrenmitglied

10.08.2014

Das FSME-Netzwerk Deutschland e.V. begrüßt Prof. Dr Frank Erbguth als neues Ehrenmitglied. »

Wie ein Zeckenbiss Ursula ins Abseits drängt

09.08.2014

Ursula ist eine lebenslustige Frau. Ihre Kinder hat sie neben ihrem Geschäft groß gezogen. Das war in der kleinen Schwarzwaldgemeinde Treffpunkt und Nachrichtenbörse. Im Ort selbst galt sie als einer der Mittelpunkte. Heute sieht sie niemanden mehr. »